Learning words from reliable and unreliable informants
Wenn Kleinkinder neue Worte erlernen, müssen sie das Wort mit dem jeweiligen Bezugsobjekt in Verbindung bringen, z.B. das Wort „Ball“ mit üblicherweise runden Objekten. Kinder erlernen ihren Wortschatz vorranging von ihren Betreuungspersonen; die täglichen Kontakte zu anderen Menschen bieten aber darüber hinaus weitere Möglichkeiten, den Wortschatz zu erweitern. Wie verlässlich diese anderen Personen als Informationsquelle sind, hängt aber von verschiedenen Aspekten ab, einerseits z.B. von ihrem kulturellen, sozialen oder sprachlichen Hintergrund, andererseits auch davon, wie stark ihre bisherigen sprachlichen Erfahrungen / Fertigkeiten mit denen des Kindes überlappen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Personen, für die die Muttersprache des Kindes eine Fremdsprache ist, können weniger verlässliche Informationsquellen sein als Muttersprachler.
In diesem Projekt wird untersucht, inwieweit Kleinkinder auf die Verlässlichkeit von Gesprächspartnern achten, und ob sie bevorzugt von verlässlicheren Personen lernen. Insbesondere interessiert uns, wie Kleinkinder Wort-Objekt-Beziehungen von unterschiedlich verlässlichen Personen erlernen.
Hierfür machen die Kinder zunächst eigene Erfahrungen mit zwei verschiedenen Gesprächspartnern. Einer benennt dabei bereits bekannte Objekte immer richtig (in dem er/sie beispielsweise einen Ball als „Ball“ bezeichnet), der andere falsch (er/sie nennt bspw. einen Ball „Auto“). Anschließend versuchen die beiden Personen dem Kind die Namen neuer Objekte beizubringen. Um zu testen, ob die Kinder die Wort-Objekt-Beziehung gelernt haben, messen wir die Augenbewegungen der Kinder, wenn sie sich Bilder neuer Objekte ansehen. Blicken Kinder also vor allem auf das richtige Objekt, wenn ihnen ein neues Wort (z.B. „Kela“) als Name für ein neues Objekt beigebracht wurde?
Unsere Ergebnisse zeigen zunächst, dass die Kinder von unterschiedlich verlässlichen Personen gleichermaßen lernen. Allerdings legen die Daten nahe, dass die Kinder Wörter, die sie von verlässlicheren Personen gelernt haben, später leichter in ihren eigenen Wortschatz einfließen lassen. Zusammengefasst zeigt diese Studie also einerseits, dass Kleinkinder neue Wörter flexibel von verschiedenen Personen lernen können, dieses neu erlernte Wissen aber andererseits auch unterschiedlich nutzen. Weiterführende Tests sollen nun Faktoren berücksichtigen, die die Lerneffizienz der Kinder beeinflussen können. Zum Beispiel geht es darum, wie sich die Kinder verhalten, wenn die beiden Personen widersprüchliche Informationen geben, wie sich das Lernverhalten im Laufe der Zeit verändert, und wie gut das Erlernte behalten und später angewendet werden kann.